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Soft Skills in der Bewerbung


Team streckt eine Hand in die Luft

Wenn das Eis dünn wird

Über ein hervorragendes Bildungsniveau und imponierende Schulnoten verfügen mittlerweile viele Bewerber. Der Akademisierungsgrad belegt dies eindrücklich. Wenn Sie sich nun auf eine begehrte Stelle bewerben, die nicht gerade vom Fachkräftemangel betroffenen ist, reicht es in der Regel nicht mehr aus “nur“ mit dem passenden Studium oder einer tertiären Ausbildung aufzuwarten.


Gehen wir rein hypothetisch davon aus, ein Personalchef hat fünf Kandidaten mit identischen Qualifikationen und vergleichbarer Berufserfahrung als engere Auswahl, was denken Sie wird nun den Ausschlag geben? Exakt, dann werden Soft Skills das “Zünglein an der Waage“ sein und reine “Fachidioten“ bitter abgestraft. Soft Skills kommt dementsprechend eine schicksalsartige Bedeutung zu, weshalb sie nicht selten als Schlüsselqualifikationen bezeichnet werden. Soft Skills sollten allerdings nicht nur unter obgenannten Umständen nicht fehlen, sondern generell in jeder Bewerbung platzfinden. Sie sind wie das “Salz in der Suppe“ und hauchen einer Personalie Charme ein. Selbsterklärend muss je kürzer, lückenhafter und unsteter ein Lebenslauf ist, desto mehr mit Soft Skills kompensiert werden.


Hard Skills in Abgrenzung zu Soft Skills

Unter Hard Skills versteht man fachliche Kompetenzen und Qualifikationen, welche zur Ausübung einer Tätigkeit erforderlich sind. Sie wurden durch Berufserfahrung sowie Aus- und Weiterbildungen erworben. Als Beweis dafür herhalten müssen Arbeitszeugnisse, Schulzeugnisse, Testresultate, Notenblätter, Zertifikate, Diplome etc.. Es handelt sich also um quantifizierbare Zahlen und harte Fakten.


Demgegenüber stehen die Soft Skills. Pauschal könnte man sagen, dass sie all jene Fähigkeiten auf sich vereinen, die über die reinen Hard Skills hinausgehen. Fakt ist indes, dass Soft Skills ungemein viel schwerer messbar sind, da es bsp. für Selbstbeherrschung keine Abschlussnote gibt. Dennoch können sie unter Umständen mittels Teilnahmebestätigungen an Kursen, Seminaren und Workshops bis zu einem gewissen Grad beurkundet werden. Übrigens tangieren die Soft Skills die Hard Skills sogar in gewissen Teilen und häufig macht die Kombination aus den beiden effektive Resultate erst möglich.


Arten von Soft Skills

Die Soft Skills sind sehr stark an das Kompetenzprofil im CV angelehnt. Lässt man dort die beruflichen Erfahrungen und Qualifikationen sowie fachliche Kompetenzen aussen vor, verbleiben die persönlichen, sozialen und methodischen Kompetenzen. Diese drei Bereiche verfliessen förmlich mit den Soft Skills. Hier eine nicht abschliessende Auflistung:

Persönliche Soft Skills:

Resilienz, Eigenverantwortung, Hingabe, Einsatzbereitschaft, Neugierde, intrinsische Motivation, Eigeninitiative, Gewissenhaftigkeit, Besonnenheit, Contenance, Begeisterungsfähigkeit, Sorgfalt, Integrität, Ehrlichkeit, Verantwortungsbewusstsein, Selbständigkeit, Beharrlichkeit, Fleiss

Soziale Soft Skills:

Umgänglichkeit, Zuvorkommenheit, Durchsetzungsvermögen, Überzeugungskraft, Altruismus, Uneigennützigkeit, Güte, Integrationsbereitschaft, Vertrauenswürdigkeit, Führungsstärke, Kundenorientierung, Serviceorientierung, Dialogbereitschaft


Methodische Soft Skills:

Organisationstalent, Koordinationsstärke, Prioritätensetzung, Umgang mit Arbeitsgerätschaft, Ergebnisausrichtung, Arbeitsstruktur, Anpassungsfähigkeit, Offenheit für Neues, Aufgeschlossenheit, Urteilsvermögen


Die vorhandenen Soft Skills in Erfahrung bringen

Die meisten Bewerber gehen zwar intuitiv bereits ihren Gaben nach, wissen aber irgendwie trotzdem nicht mit welchen gottgegebenen Talenten sie ausgestattet wurden bzw. bringen es nicht über die Lippen. Um die eigene “Genialität“ dingfest zu machen hilft es sich Fragen zu stellen wie: Welche Erfolge konnte ich verbuchen und welche Eigenschaften waren dafür verantwortlich? Welches Wesensmerkmal macht meine Arbeitskraft einzigartig? Welche Stärke zeichnet mich aus und wie wurde das unter Beweis gestellt? Nebst dieser Selbstanalyse kann das Puzzle wie folgt vervollständigt werden:

  • Fremdeinschätzung

  • Talentprofile

  • Persönlichkeitstests

  • Assessmentauswertungen

  • Arbeitszeugnisse

  • Schulischer Background

  • Freizeitaktivitäten

  • Empfehlungsschreiben

  • Referenzauskünfte


Die geforderten Soft Skills in Erfahrung bringen

Publizierte Stellenanzeige

Beim Lesen der Annonce ist zu beachten, dass die geforderten Soft Skills nicht immer wörtlich niedergeschrieben sind. Manchmal müssen sie auch zwischen den Zeilen herauslesen werden. Welche Schlüsselqualifikationen relevant sind hängt massgeblich von folgenden Dingen ab: Position (Untergebenen- oder Vorgesetztenposition), Tätigkeitsgebiet, Branche, Verantwortung (Einzelarbeit oder Teamwork), Abhängigkeiten (Kunden, Lieferanten, Partner) etc.


Initiativbewerbung

Auch hier gibt es Möglichkeiten Eigenschaften für den angestrebten Einsatzbereich auszuloten. Erste Anlaufstelle ist die Firmenwebsite. Mustern Sie andere vakante Stellen. Vielleicht finden Sie im Internet zudem abgelaufen Stellenausschreibungen, die aufschlussreich sind. Zusammen mit Informationen aus Social Media Channels sowie LinkedIn oder XING Profilen des Unternehmens sollte es Ihnen so möglich sein Rückschlüsse auf mögliche Soft Skills zu ziehen.


Die meistgefragtesten Soft Skills

Ratgeber die mit „die 10 wichtigsten Soft Skills“ beginnen, können Sie getrost knicken. Nichtsdestoweniger gibt es universelle Soft Skills, die im Allgemeinen sehr häufig gefragt sind. So stehen bsp. bei Personalchefs Kommunikations- und Teamfähigkeit oftmals hoch im Kurs, weil durch den Einzug menschlicher Werte das Betriebsklima proportional dazu steigt. Genauso wie Stressresistenz, Zielstrebigkeit, Zuverlässigkeit, Geduld, Ausdauer, Loyalität und Kritikfähigkeit gern gesehene Features sind. Ferner werden in unserer schnelllebigen Zeit insbesondere Flexibilität, Lernwille, Bereitschaft zur Weiterentwicklung und Wandelbarkeit immer gewichtiger.


Branchenspezifische Soft Skills

Wenn überhaupt klassische Soft Skills existieren die der Eigenheit bestimmter Berufsgattungen innewohnen, dann sind es vielleicht diese hier:

  • Marketing: Einfallsreichtum, Fähigkeit Trends zu erkennen, Konkurrenzdenken

  • Sales/Verkauf: Verhandlungsgeschick, Abschlussstärke, Frustrationstoleranz

  • Customer Care: Extrovertiertheit, keine Berührungsängste

  • IT: Pragmatik, Ergebnisorientierung

  • Technische Berufe: Abstraktionsvermögen, Qualitätsbewusstsein

  • Management: Entscheidungsfreudigkeit, geistige Weitsicht

  • Finanzen/Buchhaltung: Präzision, Genauigkeit, Zahlenaffinität

  • Soziale Berufe: Einfühlungsvermögen, Empathie


Soft Skills im Motivationsschreiben

In das Motivationsschreiben sollten nur die wirklich essenziellen Soft Skills für die angepeilte Stelle einfliessen. Wenn Sie es schaffen diese exklusiv zugeschnitten und gekonnt abzuhandeln, geben Sie einem Personalfachmann unmissverständlich zu verstehen, dass Sie begriffen haben, um was es bei der Tätigkeit geht. Aber Vorsicht mit dem Wiedergeben ein und derselben Formulierungen aus der Stellenausschreibung: Sowas wirkt plump und findet selten Anklang. Verwenden Sie stattdessen lieber Synonyme oder versuchen Sie mehrere Anforderungen unter einem Schlagwort zusammenzufassen. Eine ansprechende Variante ist es, wenn im Hauptsatz eine Behauptung zu einer Schlüsselqualifikation aufgestellt und diese anschliessend im Nebensatz mit Argumenten untermauert bzw. bewiesen wird. Auch “smooth“ integrierte Beispiele bisheriger Erfahrungen, die durch das konkrete Soft Skill erfolgreich waren, können der Sache dienlich sein.


Beispielformulierungen:

Belastbarkeit

Während saisonalen Peaks stecke ich nie den Kopf in den Sand, sondern halte innerhalb des „organisierte Chaos“ die Stellung. Was mir im Übrigen auch meine Referenzen attestieren.

Vernetztes Denken

Durch meine kritische Herangehensweise gelingt es mir in der überwiegenden Zahl der Fälle relativ schnell neuralgische Punkte ausfindig zu machen. Aus meinem Projektportfolio geht dies eindrücklich hervor.


Konsensfähigkeit

Ich bin stets darauf bedacht auf mehrheitsfähige Lösung zuzusteuern. Wobei für mich Werteneutralität und Offenheit gegenüber Neuem matchentscheidend sind.

Diplomatisches Geschick

Im “High End“ Sektor handelt es sich um sehr gut betuchtes Klientel, das es mit viel Fingerspitzengefühl anzupacken gilt. Hier kamen mir mein Diplomatengen und meine Kompromissbereitschaft zu Gute.

Konfliktfähigkeit

Bei Meinungsverschiedenheiten habe ich mir angewöhnt direkt auf die Metaebene zu wechseln und versuche mich jeweils in die Perspektive des anderen hineinzuversetzen.


Effizienz

Der Effizienzgedanke ist bei mir vor allem mit der Weiterbildung zum Prozessfachmann gereift. Wie Ihnen sicherlich nicht entgangen ist, habe ich bei den eidg. Berufsprüfungen in der Prozessoptimierung als Jahrgangsbester abgeschlossen.


Analytisches Denken

Im Zuge meiner Tätigkeit als XXX wurde meine analytischen Fähigkeiten erstmals reell auf die Probe gestellt. Durch meine Umsetzungsstärke konnten wir den Warenumschlag des von mir geführten Rayons um statte 8 Prozent steigern.


Teamfähigkeit

Mit meiner Offenheit und Transparenz trage ich wesentlich zu einer guten Gruppendynamik bei. Wie Sie meinem Arbeitszeugnis entnehmen können, bin ich ein echter Teamplayer.

Planungsstärke

Bei mir ist es so, dass ich erst unter Zeitdruck richtig in Fahrt komme. Ich schaffe es stets richtig zu priorisieren, sodass mich der Abteilungsleiter gerne als „Zugpferd des Teams“ tituliert.

Kontaktfreudigkeit

In punkto Kundenkontakt spielt mir vor allem meine Detailhandelslehre in die Karten, weil ich Ladenverkauf schon mit allerhand Charaktere konfrontiert wurde.



Frau am Flipchart


Soft Skills im Lebenslauf

Im Lebenslauf ist es nur bedingt ratsam argumentativ auf Soft Skills einzugehen. Zentral ist vielmehr, dass die Aussagen des Anschreibens gestützt werden, sodass das Motivationsschreiben und der CV einen roten Faden erkennen lassen. Innerhalb des Kompetenzprofils hat man wohl den grössten Spielraum zur Abhandlung von Schlüsselqualifikationen. Wenn explizit Kurse, Seminare oder Workshops in der Disziplin eines Soft Skills belegt wurden und sie “advanced“ sind kann dies natürlich gebührend berücksichtigt werden. Ansonsten finden sie unter dem Punkt „Besondere Kenntnisse“ oder „Hobbies“ Platz. Letzteres kann gerade dann als Steigbügelhalter nützlich sein, wenn es bsp. an adäquater Berufserfahrung mangelt. Seien sie sich dabei jedoch immer des Interpretationsspielraums bewusst. Vergegenwärtigen Sie sich was Sie vermitteln möchten und hinterfragen Sie sich, welche Eigenschaft womöglich noch damit assoziiert werden könnte. Eine Passion fürs “Reisen“ kann zum Beispiel Weltoffenheit signalisieren und eine Faible fürs “Lesen“ exemplarisch für Wissensdurst stehen. Stehen “Reisen“ und “Lesen“ allerdings für sich allein, sieht es schnell mal nach Pflichtangabe aus. Nennen Sie ausserdem, mehr als nur ein Hobby. Denn wenn nur eines genannt wird, lässt es auf Einseitigkeit schliessen.


Gewünschtes Bild/Assoziation und Beispielhobbie

  • Lernbereitschaft: Lesen von Fachliteratur, bsp. Computerzeitschriften

  • Neugier: Reisen, bsp. in Länder des Orients

  • Interkultureller Austausch: Auslandssemester, bsp. in Spanien

  • Führungsqualitäten: Captain, bsp. Fussballmannschaft

  • Engagement: Bsp. Freiwillige Feuerwehr

  • Kreativität: Musik, bsp. Bandmitglied

  • Liebe zum Detail: Kunst, bsp. Aquarell Malerei

  • Eigenmotivation: Ausdauersport, bsp. Marathonläufer

  • Kulturell interessiert: Bsp. Statist im örtlichen Theater


Soft Skills während des Vorstellungsgespräches

Einerseits stellen Personalverantwortliche Ihre in der Bewerbung genannten Schlüsselqualifikationen in Vorstellungsgesprächen und Assessments gerne auf die Probe, andererseits werden gewisse Soft Skills zwangsweise durch Ihr Verhalten und Ihre Reaktionen kommuniziert. Soft Skills können somit direkt oder indirekt überprüft werden. Wenn Sie in der Bewerbung zu dick aufgetragen haben kommt spätestens hier die Quittung.


Soft Skills trainieren

Freilich liegen die bestehenden Soft Skills gewissermassen in der gereiften Persönlichkeit begründet und werden durch stetige Wiederholung verankert. Handkehrum sind sie aber auch plastisch und können bewusst kultiviert werden. Gleichwohl muss eingestanden werden, dass das Aneignen von neuen Soft Skill oft harte Arbeit erfordert. Wo reiner Wissenstransfer bei Hard Skills noch reichen mag, ist hier Learning-by-Doing gefragt. Dies kann durch die selbständige Integration in den Arbeitsalltag oder im Praxisteil von Kursen, Seminaren und Workshops geschehen. Apropos arbeiten Dozenten und Coaches oft mit Rollenspielen. So können Soft Skills die forciert werden sollen in einem geschützten Rahmen einstudiert werden.

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