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Probearbeiten: Chancen und Tücken

Aus Arbeitgeberperspektive kosten personelle Rochaden und Neubesetzungen viel Geld. Um Fehlbesetzungen vorzubeugen setzen deshalb nicht wenige Firmen auf das Probearbeiten. Indem einem Bewerber Arbeit zur Erledigung zugewiesen wird und man ihn in Aktion sieht, lässt sich ein viel umfassenderes Bild eines Kandidaten gewinnen. Ein Personalchef erkennt so vergleichsweise schnell wie es um die Fach- und Sozialkompetenz eines Bewerbers bestellt ist.

Für den Bewerber wiederum ist ein Probearbeitstag ebenso vorteilhaft. Zum einen kann er sein fachliches Know-How in einer Livedemonstration unter Beweis und sich von seiner allerbesten Seite zeigen. Zum anderen hat er die einmalige Chance einen ersten Eindruck vom realen Arbeitsalltag und dem Betriebsklima zu erhaschen. Dabei kann er herausfinden ob ihm das Arbeitsumfeld zuträglich ist bzw. er sich der Herausforderung überhaupt gewachsen fühlt.


Zwei Personen die auf den Bildschirm eines Notebooks schauen


Probearbeiten als Teil des Rekrutierungsprozesses

Namentlich bei Grossunternehmungen ist ein Probearbeitstag oft schon von Haus aus fixer Bestandteil des Rekrutierungsprozesses, sodass die Initiative vom potenziellen Arbeitgeber ausgeht. Falls nach dem/den Vorstellungsgespräch/en arbeitgeberseitig dagegen keine Anstalten dazu gemacht werden und sich der Bewerber nicht 100% sicher fühlt, darf er auch von sich aus einen Probearbeitstag ins Feld führen. Der Bedarf eines Probearbeitstages ist ein legitimer Wunsch und wird in den meisten Fällen von Unternehmen gut aufgenommen, weil die Vorteile auch ihrerseits überwiegen. Zudem bestehen darüber hinaus keinerlei Verbindlichkeiten. Im Gegenteil: Sollten der potenzielle Arbeitgeber und der Bewerber schon während dem Probearbeiten merken, dass eine Zusammenarbeit in Zukunft unvorstellbar ist, kann jederzeit sofort abgebrochen werden.


Unterscheidung: Probearbeiten & Schnuppertag

Neben dem Probearbeiten gibt es noch eine andere Möglichkeit wie Arbeitgeber und Bewerber miteinander auf Tuchfühlung gehen können. Diese Option nennt sich Schnuppertag und grenzt sich vom Probearbeiten deutlich ab. Hierbei geht es darum einem Bewerber einen tieferen Einblick in den Betrieb zu ermöglichen, wobei das Kennenlernen der Firma und nicht die Arbeit per se im Zentrum stehen.

Die korrekte Deklaration ist insofern relevant, da sie versicherungs- und lohntechnische Konsequenzen mit sich bringt. Während der Bewerber beim Probearbeiten über die Unfallversicherung des Betriebes versichert ist, greift beim Schnuppertag die NBU-Versicherung des bisherigen Arbeitgebers oder der Unfall-Zusatz der privaten Krankenkasse. Zudem erfolgt beim Schnuppertag in der Regel keine Entschädigung, wohingegen beim Probearbeiten Lohn üblich ist.


Unterscheidung: Probearbeiten & Assessment

Beim Assessment geht es vor allem um isolierte Skills, welche losgelöst vom Arbeitsumfeld getestet werden. Sie haben nichts mit Probearbeitstagen, wo Bewerber im normalen betrieblichen Arbeitsalltag erlebt werden, gemein und sind deshalb scharf davon abzugrenzen.


Unterscheidung: Probearbeiten & Probezeit

Das Probearbeiten hat nichts mit der Probezeit, welche mit dem Besiegeln des Arbeitsvertrages vereinbart wird, zu tun und das eine hebt das andere auch nicht auf. Der einzige Zusammenhang besteht vielleicht darin, dass Probearbeitstage helfen die Wahrscheinlichkeit von Personalfluktuation zu reduzieren, sodass auch das Überstehen der Probezeit um ein Vielfaches höher ist.


Rechtliche Aspekte beim Probearbeitstag

Das Probearbeiten wird rechtlich gesehen noch nicht als Arbeitsverhältnis qualifiziert. Vielmehr handelt es sich um laufende “Vertragsverhandlungen“. Das Arbeitsverhältnis gilt erst dann als begründet, wenn der beidseitige Entscheid über eine tatsächliche Anstellung gefällt wurde. Eine Verpflichtung zur Vergabe bzw. Annahme der Stelle besteht indes nicht.


Was die Entschädigung des Bewerbers am Probearbeitstag anbelangt wird grundsätzlich Lohnzahlung als normal angesehen. Freilich sind auch unentgeltliche Probetage zulässig, der Arbeitgeber muss dies jedoch im Voraus mitteilen. Ohne anders lautende Abmachung kann der Bewerber davon ausgehen, dass es sich um einen bezahlten Einsatz handelt. Wurde im Vorfeld über die Entschädigungssumme nichts vereinbart, so darf mit einer orts- und branchenüblichen Vergütung gerechnet werden. Jedenfalls kann der Bewerber sicher auf den festgesetzten Minimallöhnen beharren.

Weitere Fallstricken die im Zusammenhang mit der Entschädigung lauern können sind:

  • Befindet sich der Bewerber in einem laufenden Anstellungsverhältnis, muss er dort grundsätzlich einen unbezahlten Ferientag beantragen, wenn er für den Probearbeitstag Geld entrichtet bekommt. Denn offiziell ist es nicht erlaubt, während bezahlten Ferien zusätzlich honorierter Arbeit nachzugehen. Es sei denn der bisherige Arbeitgeber ist damit einverstanden.

  • Noch komplizierter verhält es sich bei Arbeitslosen die beim RAV gemeldet sind über die ALK ein Taggeld beziehen. Versicherten ist es prinzipiell untersagt unentgeltlicher Arbeit nachzugehen. Sie müssten sich also einen Lohn bezahlen lassen und das Entgelt als Zwischenverdienst angeben. Will der potenzielle Arbeitgeber keine Gage vergüten oder ist ihm der administrative Aufwand mit den Formalitäten zu gross, ist vorab das Einverständnis des RAV einzuholen. Für gewöhnlich zeigen sie sich kulant, weil sie die rasche Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt nicht gefährden wollen.

Treffen Sie unbedingt schriftliche Vereinbarungen. Neben dem Lohn sorgen insbesondere die zeitliche Begrenzung und der Arbeitsumfang des Öftern für Zündstoff. Lässt ein Arbeitgeber den Bewerber bsp. vollwertige, betrieblich notwendige Arbeiten selbständig und autonom verrichten, kann das Probearbeiten schnell in ein reguläres Arbeitsverhältnis kippen. Genauso wie wenn ausserplanmässig “Überstunden“ erbracht werden müssen.


Vorbereitung des Bewerbers auf den Probearbeitstag

Wenn der Probearbeitstag ansteht gilt es pünktlich, ausgeschlafen und gut gelaunt am vereinbarten Einsatzort zu erscheinen. Sobald Sie sich in Obhut Ihres Betreuers befinden zeigen Sie sich neugierig und motiviert. Seien Sie praxisorientiert und engagiert. Lassen Sie sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und stressen Sie sich nicht selber. Einem Arbeitgeber ist durchaus bewusst, dass man am Probearbeitstag nicht über alles im Bilde sein kann und die Lernkurve eher flach verläuft. Was ihn viel mehr interessiert ist, wie Sie an Aufgaben herantreten, wann Sie Hilfe holen, wie Sie sich in eine Gruppe eingliedern und sich in Interaktionen Kunden, Lieferanten und Vorgesetzten anstellen. Wenn Ihre fachliche Klasse trotzdem zwischendurch aufblitzt, umso besser!


Vorbereitung des Arbeitgebers auf den Probearbeitstag

Ein Probearbeitstag kann sehr individuell ausgestaltet werden und dauert zwischen einem halben oder gar mehreren aufeinanderfolgenden Tagen. Um einem Bewerber den Probearbeitstag so angenehm wie möglich zu machen und das Gefühl des „Ausgestelltseins“ zu mindern empfiehlt es sich den Kandidaten zu Beginn dem ganzen Team vorzustellen. Für weitere Geborgenheit sorgt allenfalls ein „Götti“ oder eine „Gotte“. D.h. eine Ansprechperson die dem Bewerber zur Seite steht und bei der er/sie sich aufgehoben fühlt. Ausserdem hat es sich bewährt, wenn der Bewerber einen eigenen Arbeitsplatz hat, auch wenn es nur für einzelne Stagen ist.

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